Interview mit dem Sunday Million Gewinner ‚RichieRichZH‘

Von Markus Grokenberger

Ein Pokerturnier zu gewinnen ist immer eine feine Sache und jeder, der sich mit dem Turnierspiel beschäftigt, wird wohl früher oder später in den Genuss kommen, einen Event für sich zu entscheiden. Anders sieht es da mit de…

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ps_news_thn.jpgVon Markus Grokenberger

Ein Pokerturnier zu gewinnen ist immer eine feine Sache und jeder, der sich mit dem Turnierspiel beschäftigt, wird wohl früher oder später in den Genuss kommen, einen Event für sich zu entscheiden. Anders sieht es da mit den Majors aus. Weniger Auswahl, stärkere Konkurrenz et cetera. Somit ist ein Sieg beim Sunday Million ein klarer Pokertraum eines jeden ambitionierten Spielers. Noch schöner ist es, wenn man das größte Million aller Zeiten gewinnt und über eine Million abräumt.

RichieRichZH aus Zürich hat dies letzte Woche vollbracht und die Rekordsumme von $1.141.510,31 eingestrichen. Natürlich haben wir ihn kontaktiert und der frisch gebackene Pokermillionär hat sich Zeit für uns genommen. Nochmals vielen Dank!

PokerStars: Hallo ‚RichieRichZH‘. Ersteinmal herzlichen Glückwunsch zu deinem sensationellen Erfolg. Eines vorneweg. Dein Screenname war natürlich sehr passend – Mehr Spaß oder wird sich der Gewinn tatsächlich nicht sonderlich auf dein Bankkonto auswirken?

RichieRichZH: Besten Dank erstmal! Das ist mein Kosename an der Börse, bin ja seit zwölf Jahren selbstständiger Investor und auch nicht unerfolgreich!

PokerStars: Bist du ein regulärer Turnierspieler oder hast du das Turnier aufgrund der F40-Promotion eher „spontan“ gespielt?

RichieRichZH: Ich sehe mich schon als Turnierspieler, habe mich aber für das Turnier kurzfristig entschieden. Da meine Verlobte sagte es sei okay, wenn ich es spiele. Sie hatte nämlich Geburtstag am Montag und ich wollte nicht den Tag verhängen. Bevor sie schlafen ging, fragte ich, was sie sich denn zum Geburtstag wünscht. Sie sagte – und das ist echt kein Witz – „Ich will, dass Du das Turnier gewinnst!“.

PokerStars: Und wie bist du zum Pokern gekommen und wie lange spielst du?

RichieRichZH: Bin von Freunden aufmerksam gemacht worden und eines Tages haben sie mich gefragt, ob uns jemand das Pokern beibringen soll. Wir hatten damals ziemlich aggressiv gespielt ohne die Wahrscheinlichkeiten zu kennen, Position Play, Reads et cetera. Wir hatten Spaß und entschieden uns, dies zu wiederholen. Ich spiele jetzt seit rund drei Jahren.

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PokerStars: Vor dem Sunday Million Gewinn, hattest du da schon größere Cashes verbuchen können?

RichieRichZH: Immer wieder Cashes zwischen $2.000 und $11.000, aber auch Verschiedenes ausprobiert und nicht gecasht. Ein paar Tage vor dem Sunday Million bin ich Dritter beim 100-er Rebuy (6-handed) geworden. Am Final Table waren PearlJammer und Lee Nelson. Beide vor mir raus, das war sehr spannend. Ich habe am Ende mit QQ gegen KJ preflop verloren. Das Preisgeld waren so rund $7.600.

PokerStars: Lass uns mal zum „großen Turnier“ kommen. Wie verlief es bis zum Finale. Gab es die typischen glücklichen Flips oder hattest du von Anfang an einen soliden Stack vor dir liegen.

RichieRichZH: Also ich wusste, dass ich ziemlich früh verdoppeln muss, ansonsten ist man immer unter Druck. Ich spiele auch viel besser mit Big Stack, aber wer tut das nicht. Ich bin dann in der ersten Stunde schon fast auf dreifachem Average gewesen und nach 90 Minuten bei 53.000. Durchschnitt lag da bei 17.000.

Doch dann gab es eine längere Durstphase und natürlich auch einen Suckout! Die Hand war folgendermaßen. Ein Shortstack ist mit 12k in Early Postition all-in. Ich überlege mit AQ-off in mittlerer Position ein wenig und pushe mit circa 43 bis 46K, um ihn zu isolieren. Dann das Unerwartete. Einer nach mir geht mit circa 60k auch all-in und zeigt AK. Der Shorty zeigt Babyace und beim Showdown kommt am Turn glücklicherweise die Dame. Dann hatte ich 30 bis 40 Minuten einen Run! Set im Flop, Set am Turn und auf einmal war ich bei über einer Million an Chips!

Danach gab es eine Hand, die mich etwas gebremst hat. Der, der mich gerade verdoppelt hatte, geht mit 100k all-in. Ich mit 77 raise auf 200k. Dann geht einer behind mit über 500k all-in. Schwierige Entscheidung, doch ich folde, obwohl die Odds gestimmt haben. Er zeigt AQ-off und der mit 100k Ein Babyace. Im Turn kommt dann auch noch die 7! Ich wäre auf 1,8 Millionen gewesen und hätte den Chiplead im Turnier übernommen. Das war so nach circa vier Stunden. Hatte eine ganze Weile an der Hand genagt und viele Chips verdonkt, bis unter 400k. Zum Glück konnte ich mich dann wieder fassen und wieder mein Spiel fortsetzen.

In der späten Phase war ich 33. von 36 und brauchte dringend ein Triple-up. Ich bin mit 88 preflop all-in und bekam wieder ein Set im Flop, obwohl dies glaub ich gar nicht nötig war.

PokerStars: Als es dann Richtung Final Table ging. Wurdest du wegen der Pay-outs nervös oder hattest du gar keine Zeit dir darüber Gedanken zu machen?

RichieRichZH: Ich hatte eigentlich ein Etappenziel mindestens 15. zu werden. Das wäre mein persönlicher größter Cash gewesen. Als ich dann aber 4. von 22 war, wollte ich unbedingt ins Finale und den Final Table, dann natürlich gewinnen. Ich hatte mich sehr aufs Spiel konzentriert und nicht zu extrem auf die Payouts. Doch ich wusste, für jeden Spieler, der rausfällt, gibt es progressiv mehr. So spielte ich mein FT-Spiel.

PokerStars: Und als du dann unter den letzten Neun warst – also rund $30.000 sicher hattest – hast du da schon über deinen Gewinn – wie hoch auch immer – nachgedacht? Hast du dich dabei ertappen können, wie du überlegt hast „Was wäre wenn …“?

RichieRichZH: Nein, eigentlich nicht. Wollte einfach keinen Blödsinn spielen und mich danach ärgern. Geduldig warten und gute Chancen wahrnehmen.

PokerStars: Wie sind deine Erinnerungen an das Finale?

RichieRichZH: Es war sehr spannend. Ich wusste, dass ich nicht zu hastig spielen darf. Meistens eliminieren Andere sich gegenseitig, so kommt man automatisch ein oder zwei Plätze weiter nach vorne oder sogar mehr. Also man spielt eher gegen die shortstacked Ones. Die Zusammenfassung der wichtigsten Hände sieht man ja auf PokerStars.TV. Ich callte ja Spieler, die unter Druck waren mit Premium Hands und nahm so, bis zum Spiel zu viert, zwei von fünf Gegnern raus.

PokerStars: Im Spiel zu viert hast unter anderem du einen Deal vorgeschlagen. Zu müde, verunsichert oder für dich immer noch ein „No-Brainer“, da zwischen Platz vier und dem Sieger fast eine Million Unterschied im Preisgeld lag?

RichieRichZH: Es war ein klarer „No-Brainer“!

PokerStars: Als du dann kurz vor der Pause die Jacks bekommen hast, du pusht und es war ziemlich klar, dass ‚liraerik‘ callen wird. Jetzt ganz ehrlich. Starkes Herzklopfen gehabt oder warst du zu erschöpft oder abgebrüht?

RichieRichZH: Stimmt nicht ganz. Habe eine 3-Bet gemacht, also ihn ca. 2,5-fach gereraist und er ist all-in. Ich habe also das all-in gecallt, nicht umgekehrt. Ich war zu keiner Zeit wirklich erschöpft oder abgebrüht, ich hoffte nur, dass meine Jacks gut sind. Ein kleineres Paar und keine Overcards bei ihm.

PokerStars: Hast du gewusst das ‚liraerik‘ der WSOP-Finalist von 2006 Erik Friberg ist? Hätte es dein Final-Table-Play gegen ihn geändert?

RichieRichZH: Nein, das wusste ich nicht. Ich habe einfach mein FT-Spiel gespielt. Vielleicht hätte es mein Spiel gegen ihn verändert, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall spielte ich 2006 noch kein Poker!

PokerStars: Kurz, nachdem du verdoppelt hattest, ging es in die Pause. Was hast du in der kurzen Zeit gemacht?

RichieRichZH: Hatte SMS beantwortet und bin ein paar Schritte herumgelaufen. Ja ich wusste ich kann gewinnen. Das hat mich sehr angetrieben!

PokerStars: Kurz nach dem Break hat sich Friberg verabschiedet. Du hattest eine halbe Million sicher und erneut ist der Deal gescheitert. War da ein Punkt erreicht, wo du dir gesagt hast: „Jetzt tut es nicht mehr weh zu busten“?

RichieRichZH: Das habe ich mir nicht gedacht, sondern dass ich gewinnen will. Wenn ich buste, dann, weil ich mein Bestes gegeben habe und 500k wäre ja auch ein Top-Ergebnis gewesen.

PokerStars: Eine weitere Key-Hand war sicherlich die gegen ‚petinvest7‘. Ihr drei lagt sehr knapp beieinander (38 – 42 Big Blinds) und du floppst am Button Two Pair. Deine Conti-Bet wird geraist. Deine Gedanken zur Hand wüsste ich gerne?

RichieRichZH: Alles Mögliche. Hat er ein hohes Pocketpair, ein bessere Two Pair, ein Set, den Openender oder sogar schon die Straße? Ich wollte einfach den Turn sehen und dann war es für mich klar.

PokerStars: Als es in das Heads-up ging. Wie waren da deine Gefühle?

RichieRichZH: Ich war sehr entschlossen und selbstsicher. Nach einer Zeit habe ich gemerkt, dass ich ihn im Griff habe. Wollte auch, dass er bei meinen Kings all-in geht und das tat er auch. Dann habe ich ihn wieder ausbluten lassen und wagte dann einen Coinflip, bei dem ich in der Niederlage ihn immer noch dominiert hätte.

PokerStars: Natürlich wollen alle wissen, was hast du gemacht, als alle Chips vor dir lagen?

RichieRichZH: Laut gebrüllt! Meine Verlobte laut gekreischt! Telefonate sind reingekommen, SMS et cetera. Es war eine Riesenparty!

PokerStars: Und nach den ersten Wellen der Euphorie. Warst du dann müde oder war an Schlaf nicht zu denken?

RichieRichZH: Ich war ziemlich fit muss ich sagen, doch auch geschafft. Aber ich ging erst so fünf Stunden später schlafen und das auch nur für zwei, drei Stunden, da meine Verlobte ja Geburtstag an dem Tag hatte und wir noch mit Freunden essen gingen.

PokerStars: Was macht man nun mit so einem Gewinn und hast du schon geplant, deinen Job hinzuwerfen?

RichieRichZH: Ich denke, man sollte sich schon was gönnen. Doch den Hauptteil werde ich anlegen, damit man auch die nächsten Jahre Freude am Gewinn hat. Bin seit 12 Jahren selbständiger Investor, da fällt das mit dem Job kündigen hin! Außerdem mache ich meinen Beruf sehr gerne, ist sozusagen mein liebstes Hobby!

PokerStars: Was hast du dir im Bezug auf Pokern in diesem Jahr vorgenommen. Aufgrund der neuen „Bankroll“ ein paar Turniere bei der SCOOP, die du evtl. nicht gespielt hättest, oder auch mal ein Live-Major ,wie beispielsweise die EPT-Berlin oder gar die WSOP in Las Vegas? Wirst du nun auch die Cashgames unsicher machen?

RichieRichZH: Habe schon vor dem Gewinn entschlossen, die EPT Berlin und Monte Carlo zu spielen. Monte Carlo spielte ich auch letztes Jahr und bin knapp vor dem Geld am dritten Tag raus. Und natürlich WSOP, die ich im Übrigen letztes Jahr auch gespielt hatte. Wenn ich die Zeit habe, sicher auch SCOOP, die hätte ich auch vorher gespielt.

Vier Freunde und ich, die alle Poker aus großer Leidenschaft spielen, haben letztes Jahr einen Club gegründet namens Swiss Crystal Poker Club. Die Statuten besagen, dass wir mindestens drei große Live-Turniere spielen pro Jahr. Ich werde also meiner Leidenschaft weiterhin nachgehen! Cashgame ist nicht so mein Spiel, spiele nicht, um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern aus Spaß am Geschicklichkeitsspiel! Darum gefällt es mir sehr sich mit anderen zu messen und in den Turnieren empor zu kämpfen!

PokerStars: Vielen Dank für das Interview. Bleibt uns nur noch dir viel Spaß zu wünschen!

RichieRichZH: Besten Dank Dir Markus!